Im Test: VW ID.4 GTX
Die neue Sportlichkeit trägt bei VW nun ein X anstelle eines I. Mit 299 Pferden ist so oder so für genügend Nachdruck gesorgt.
Einerseits ist der Begriff GTX bei VW alles andere als eine Neuheit. Vor gut 30 Jahren trugen die besonders heißen Jettas und Sciroccos schon diesen Beinamen, was aber längst in Vergessenheit geraten ist. Nun aber ist dieses Kürzel den Stromern vorbehalten. Und da es sich wie im Fall des ID.4 um einen Allradler (ein Motor vorn, einer hinten) handelt, passt das X im Namen ja durchaus gut. Und tschüss, GTI, also?
Leiser Knaller
Klare Antwort: Jein. Wir reden hier ja nicht von einem pubertierenden Kompaktwagen mit viel zu viel Leistung. Womit wir es zu tun haben, ist eher das krasse Gegenteil dessen: Der riesige Elektrobaukasten des Konzerns zeigt sich hier in großer Ausbaustufe mit zwei Motoren (Grundmodelle haben den Antrieb nur im Heck) und großem Akku mit 77 kWh. Die Karosserie ist die Kompakt-SUV-Version, wobei sich hier natürlich die Frage aufdrängt, ob ein ID.3 GTX nicht mehr ein Knaller gewesen wäre, ganz im Sinne der alten Zeiten wegen. Ja, schon. Aufgrund der größeren Beliebtheit des ID.4 ergibt das gewählte Vorgehen aber durchaus einen Sinn.
Praktikabilität trifft auf Leistung, Vernunft auf Dynamik, ein durchaus bewährtes Konzept – und der Ur-Idee des GTI-Gedankens auch nicht ganz abwegig. Und in diesem Punkt kann man dem ID.4 nichts vorwerfen. Alles, worauf es ankommt, bringt man unter. Die erste Reihe bietet viel Bewegungsfreiheit und hervorragende Sitze, hinten kann man ebenso feudal reisen, auch wenn man sich zu den Großgewachsenen zählt. Und beim Kofferraum mag es andere geben, die in dieser Klasse mehr Raum bieten. Aber zu sagen, man würde nicht all das unterbringen, was man so tagtäglich durch die Gegend karrt, wäre schlicht eine Übertreibung. Der ID.4 bietet von nichts zu viel. Aber auch von nichts zu wenig.
Gereifte Leistung
Zudem darf man sich hier keinen jungen Wilden erwarten, der vor lauter Kraft nicht geradeaus fahren kann. Alles läuft sehr gesittet ab. Der ID.4 bleibt seinem frommen Charakter treu, wirkt nie aufdringlich oder aggressiv. Man muss es also schon wissen wollen, um zu erkennen, welch Potenzial in ihm schlummert. Mit dem entsprechenden Fahrprogramm geht’s dann natürlich hurtig vorwärts, wobei auch da in typischer VW-Manier nie übertrieben wird. Die Leistung wirkt stets vertret- und gut einsetzbar, von übertriebener Power nicht die Spur. Keine Scheu also, weiterhin alle fünf Sitzplätze zu benützen! Auch die Federung zeigt sich kompromissbereit und nachgiebig. GTX beschränkt sich also wirklich auf jene Aspekte, die in der heutigen Zeit noch ein wenig sportlich sein dürfen.
Bleibt die Frage, ob es der normale ID.4 nicht auch tun würde. Ja, natürlich. Aber das gewisse Extra ist einfach zu reizvoll, zumal es gerade bei einem so braven Modell Spaß macht, einmal etwas über die Stränge zu schlagen. Was es einem etwas leichter macht: Nur 7.000 Euro verrechnet VW zusätzlich zum heckgetriebenen ID.4 Pro Performance mit 204 PS Leistung.
VW ID.4 GTX
- Leistung | Drehmoment 299 PS (220 kW) | 460 Nm
- Ladedauer AC | DCca. 7,5 h | ca. 38 min (80 %)
- Kofferraum | Zuladung 543–1.575 l | 526 kg
- 0–100 km/h | Vmax 6,2 s. | 180 km/h
- Ø-Verbrauch18,3 kWh/100 km (WLTP)
- Garantie Fahrzeug | Batterie2 Jahre/160.000 Kilometer
- Reichweite (max.) | Batterie479 km (WLTP) | 77 kWh
- Getriebe | Antrieb 1-Gang aut. | Allrad
- Basispreis | NoVAEUR 55.690,- (exkl.) | -