Halbleitersituation wird sich erst 2024 normalisieren
Eine erste Entspannung der Verfügbarkeit von Halbleitern wird für Ende 2022 erwartet. Engpässe sollen aber noch bis 2024 bestehen bleiben.
Die Automobilindustrie geht aktuell durch eine schwere Zeit. Was dabei fast in Vergessenheit gerät, ist die immer noch existierende Halleiterknappheit, die durch die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland noch deutlich befeuert wurde.
Halbleitersituation wird sich erst 2024 gänzlich normalisieren
In einem Interview mit der Börsen-Zeitung vom 08.04.2022 sagt Arno Antlitz, Finanzchef der VW Gruppe, dass sich die Versorgung mit Halbleitern erst im vierten Quartal diesen Jahres entspannen dürfte. Das dahinterliegende, strukturelle Problem dürfte sich aber noch bis 2024 ziehen. Das bestätigt auch eine Studie von Roland Berger, der zufolge die Produktionskapazitäten nicht im selben Ausmaß steigen, wie die Nachfrage.
Ähnlich äußerte sich auch BMW-Chef Oliver Zipse in einem Interview mit der Neue Zuercher Zeitung vom 11.04.2022. Er unterstreicht, dass sich die Chipkrise aktuell immer noch in der Hochphase befindet und eine Verbesserung spätestens ab kommendem Jahr eintreten wird, wenngleich auch in 2023 weiterhin eine Halbleiterknappheit fortbestehen wird.
Chiphersteller bauen fieberhaft Produktionskapazitäten aus
Der Chiphersteller Infineon hat kürzlich angekündigt, seine Produktionsflächen in Indonesien bis 2024 verdoppeln zu wollen. Der weltweit größte Auftragsfertiger für Halbleiterprodukte TSMC, der amerikanische Chiphersteller Intel und Deutschlands größter Halbleiterproduzent Infineon bauen Ihre Kapazitäten ebenfalls kräftig aus. So kündigte beispielsweise Intel im März diesen Jahres 33 Milliarden EUR Investitionen in Europa an, um eine neue Mega-Fabrik in Deutschland zu errichten und bestehende Produktionsstätten auszubauen. Auch die EU will die Halbleiterproduktion in Europa massiv fördern und macht den Weg für milliardenschwere Staatshilfen frei. Ein entsprechendes Gesetz („EU Chips Act“) liegt bereits auf dem Tisch, muss jedoch noch von den Mitgliedsstaaten beschlossen werden.
Dennoch ist auch die Automobilindustrie selbst gefragt. Laut Roland Berger besteht das größte Problem darin, dass Automobilhersteller verbreitet auf ältere Chipgenerationen setzen. Sie machen rund 95% der verbauten Halbleiter in Verbrennern aus. Die Investitionen von Chipherstellern fokussieren aber auf Hochleistungschips der neuen Generation. Insofern bedarf es einer Umstellung der elektronischen Fahrzeugarchitekturen, um von den zusätzlichen Produktionskapazitäten profitieren zu können. Dies wird jedoch lt. Experten noch einige Jahre benötigen.
Ukraine Krieg und Wirtschaftssanktionen beeinflussen Chipproduktion ebenfalls
Russland und die Ukraine sind weltweit wichtige Exporteure von Neongas und Palladium, welche für die Herstellung von Chips benötigt werden. Je nach Informationsquelle stammt ein Viertel bis die Hälfte des Neons auf dem Weltmarkt von zwei ukrainischen Firmen, die nur mehr begrenzt oder gar nicht mehr liefern können. Bei Palladium ist Russland einer der wichtigsten Produzenten, weshalb die Preise auf dem Weltmarkt zuletzt deutlich anstiegen.
Aktuell sind die Lager der Chiphersteller noch gut gefüllt und die Produktion läuft nach Plan. Sascha Büttling, Deutschlandchef der Siemens-Tochter „Supplyframe“ sagt in einem Interview mit dem Handelsblatt vom 13.03.2022, dass sich dies auf lange Sicht aber ändern wird. Je länger die aktuelle Situation also andauert, desto wahrscheinlicher wird es, dass es zu einer weiteren Verknappung der Halbleiterverfügbarkeit kommt.
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Quellen: Automotive News Europe Börsen Zeitung Roland BergerNZZ Zeit FAZ Handelsblatt